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Kakteenkunde 1941, pag. 34-36

Frailea
Eine Lanze für unsere Kleinsten
Von Fritz Winkelmann, Leipzig

Ich möchte einige Worte zur Ehre unserer kleinsten Zwerge unter den Kakteen schreiben. Fraileas sind im allgemeinen so wenig bekannt und geschätzt unter den Liebhabern, daß es sich schon verlohnt, eine Lanze für sie zu brechen und einmal auf ihre besondere Schönheit aufmerksam zu machen.
Natürlich haben sie nicht die strahlende Schönheit eines Leninghausii, eines alten Grusonii, einer Mamillaria Hahniana, Mölleriana, einer Schiedeana oder wie die Edelsten unter den Kakteen alle heißen mögen. Trotzdem sehe man sich einmal eine Gruppe Frailea-Arten, bestehend aus der einem Astrophytum asterias gleichenden Frailea asterioides, Fr. cataphracta, aurea und colombiana an, um zumerken, daß auch diese winzigen Kerlchen wunderhübsch sein können. Sie werden ja alle nicht viel größer als höchstens fünf Zentimeter im Durchmesser und gerade das ist es, was sie eigentlich so wertvoll macht für den Liebhaber mit beschränktestem Raum. Ich will hier durchaus nicht dafür eintreten, daß man nun lediglich diese Gattung pflegen soll, dazu sind denn die vielen anderen Arten doch zu schön, um auf sie zu verzichten, aber wer, wie gesagt, nur über ganz beschränkten Raum verfügt und doch nicht auf eine botanisch höchst interessante Spezialsammlung verzichten möchte, dein kann ich nur die Gattung Frailea wärmstens empfehlen. Es ist immerhin eine hübsche Anzahl Pflanzen, etwa siebzehn Arten und Varietäten, und nehmen doch durch ihre Zierlichkeit nur einen ganz bescheidenen Raum ein. Botanisch interessant sind sie. durch ihre Eigenart, daß sie kleistogam (d. h. selbstbefruchtend, ohne aufgeblüht zu sein) sein können: man kann immer in Spannung leben, ob die Knospen zum Aufblühen kommen oder nicht. Wenn sie es aber mangels voller Mittagssonne nicht tun, dann hat man doch die Gewißheit, daß sie fruchten werden, und im Herbst sitzen auf jedem der kleinen Körperchen bis zu einem halben Dutzend oder mehr kleiner Zipfelmützchen, die alle gut keimfähigen Samen enthalten.
Da sie von den Liebhabern und auch von den Wissenschaftlern ziemlich stiefmütterlich behandelt worden sind, kann man an ihnen sicherlich noch viele Beobachtungen zur Vervollständigung unserer Kenntnisse über sie machen. Leider sind die Fraileas dadurch, daß sie eben als unscheinbar und schlechte Marktsorten gelten, nicht alle im Handel zu haben. So müßten sich die Liebhaber, die so seltene Arten, wie Fr. Grahliana var. rubrispina besitzen, zur Verfügung stellen und anderen mit Samen aushelfen, sie sind ja mit Samen im allgemeinen nicht sparsam.
Wenn man das Glück hat, Blüten zu sehen -, selten, nur in allergünstigster Sonnenlage - so wird man sehen, daß sie schön gelb und fast so groß wie. der ganze Pflanzenkörper sind.


Frailea asterioides. Aufn. Werdermann

Nun zu einigen Arten, um einige ihrer markantesten Merkmale anzudeuten: Frailea asterioides. Zweifellos die edelste Art dieser Gattung, gleicht sie einem Astrophytum asterias - daher auch der Name -, nur daß sie im Gegensatz zu Astroph. asterias eine aparte, rötlich-braune Körperfarbe hat, die sie aus den übrigen Arten der Gattung heraushebt. Es gibt eine sehr schöne Farbaufnahme von Werdermann, die eine Anzahl Importpflanzen mit Blüte zeigt.
Frailea aurea. Diese gleicht in der Farbwirkung wieder einem jungen Notocactus apricus durch ihre hellgrüne Körperfarbe, ihre weißgelben Stachelchen und den rotbraunen Areolen.
Überhaupt kann man bei fast allen Frailea-Arten eine leichte Ähnlichkeit mit Arten anderer Gattungen feststellen.
Frailea cataphracta gleicht etwa einem Gymnocalycium Mihanovichii, das durch seine waagerechten rötlichen Streifen charakteristisch ist und sein Gegenstück findet bei den liegenden, scharf begrenzten und glänzenden roten Halbmonden unter jeder Areole bei Fr. cataphracta. Dieses Charakteristikum trug ihr den Namen Mondkaktus ein, während ihr anderer Name: Erdbeerkaktus durch ihre leuchtendrote Körperfarbe um den unteren Teilen der Pflanze verursacht wurde. Frailea Schilinzkyana und pulcherrima wieder ähneln einer Rebutia und Fr. colombiana mit ihrer wunderschönen honiggelben Bestachelung und Fr. pumila - gelbstachlig - gleichen fast dem bekannten Notocactus (Acanthocephala) Grässneri bzw. der Mamillaria Pringlei. Und zur Belebung des Ganzen haben wir in Frailea gracillima ein kleine Säule, die ganz den Eindruck eines jungen Cereus oder Echinocereus macht.


Frailea cataphracta. Aufn. Apel

Man sieht also, sie haben Vorzüge: Sie sind hübsch bestachelt und abwechslungsreich, sie brauchen fast gar keinen Platz und sind botanisch interessant - und doch leider noch viel zu wenig bekannt und geschätzt.
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