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Internoto Volume 28, no. 2, 2007

Last Modified:Pedra do Segredo, ein touristischer Anziehungspunkt in der Serra das Encantadas
Horst-H. Henßen

Von den geheimnisvollen Steinen in einer entzückenden Landschaft will ich berichten, wie die Brasilianer selbst sie nennen. Man findet sie südlich der BR 290, die von Porto Alegre nach Uruguayana führt. Als Standquartier bietet sich das Städtchen Caçapava do Sul an. Dort findet der Reisende ein gutes Hotel, verschiedene Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und auch für das Auto ist alles vorhanden.

Die geheimnisvollen Steine liegen in der Nähe von Segredo und in dieser Ortschaft müssen wir den Asphalt verlassen. Während wir bisher auf einem Bergrücken fuhren, geht es jetzt hinunter an den Fuß der Berge, deren meist nackten Schädel wir schon seit einiger Zeit beobachtet haben. So üppig hier in den kleinen Tälern die Pflanzen wachsen, so karg sind die Berge selbst.

Die meisten Besucher zieht es zu einer großen Grotte, wir aber parken bei einer kleinen Fazenda, am Fuße eines der mächtigen glatzköpfigen Berge. Gut eingezäunt und nicht so ohne weiteres kommt man weiter. Mehrere, sich bald als gutmütig herausstellende Hunde empfangen einen. Ihr Herrchen ruft sie bald vom Tor weg und lässt uns nach kurzer Information über unser Begehren hinein fahren. Ein Schild weißt uns darauf hin, dass hier alles im Zeichen des „Turismo Rural" durchgeführt wird. Das lässt sich am besten mit ländlichem Tourismus übersetzen, was aber die Ziele des Senor Manuel nicht richtig wiedergibt, deswegen werde ich einfach berichten, was uns Senor Manuel berichtet hat: In den letzten Jahren wären häufig Bergsteiger in das Gebiet gekommen und hätten vieles von der Pflanzenwelt zerstört. Nun ließe er nur noch Personen in seiner Begleitung zu den Felsen, biete Führungen an, auf denen er erklärt, was zu sehen ist und runde sein Programm mit einem Currasco (Grillabend) ab, auch übernachten könnte man bei ihm.

Frailea horstii
Frailea horstii

Währenddessen sind wir langsam den Hang hinaufgestiegen. Das Gras war von seinem Vieh kurz gefressen, während am Rand zum dichten Gebüsch sich eine langgestreckte Felsplatte den Hang hinaufzeigte. Hier standen einige Hechtien, umkränzt von rosa Klee und auf den Felsplatten selber standen N. arachnitis F. Ritter. Die ersten Pflanzen fingen gerade an ihre Knospen zu öffnen. Früher standen die Pflanzen hier viel dichter, das Vieh und die Bergsteiger werden wohl die Verursacher des Schwundes an Pflanzen sein. Nun musste ich durch einen Buschwald, durch den aber ein Pfad führte. Die roten Stoffstreifen an den Büschen zeigten wohl ehemals den Bergsteigern die Zugänge zu ihren Revieren. Als der Buschwald zurücktrat fand ich Frailea horstii F. Ritter noch leicht geschützt durch die Büsche. Ich hatte eine Senke zwischen zwei Bergrücken erreicht. Von hier ab musste ich ein gutes Stück um den Berg herum laufen, bis es scheinbar nicht mehr weiter ging. Zwei große Pflanzen von N. arachnitis fotografieren zu dürfen, schienen der Lohn für meine Kraxelei zu sein. Zum Glück holte mich Senor Manuel hier ein und zeigte mir hinter einem Gebüsch Armiereisen, die man zu Trittstufen gebogen und in den Felsen eingelassen hatte. Sogar ein Strick war vorhanden. Da ließ ich mich nicht lange bitten und kletterte die glatten Felsen hinauf.

Frailea horstii
Frailea horstii

Oben erwartete mich ein grandioser Anblick. Um mich herum weiter nackte Felsköpfe, die sich aus einer anmutigen grünen Landschaft erhoben. Die drei Hunde die uns begleitet hatten, ohne Leiter, hatten dafür keinen Blick. Sie sassen hechelnd auf den Boden und da sah ich sie, zuerst die Köpfe von Echinopsis oxygona Pfeiff. & Otto, dann am Rande der Mulde, die sich in der Mitte gebildet hatte: N. langsdorfii fa. prolifer (F. Ritter) N. Gerloff. Um so mehr sie auf dem ungeschütztem Felsen standen, um so trauriger sahen die Pflänzchen aus. Aber es gab noch genug lebensfähige Pflanzen, so dass man sie auch noch in den nächsten Jahren bewundern kann.
Meinem Führer quasselte ich die Ohren voll, dass es hier doch ganz weiße Pflanzen geben müsste, aber da schien ich mit meinen Verständigungsmöglichkeiten am Ende zu sein. Nach einem langen Blick über die wunderschöne Landschaft stiegen wir hinab. Als wir an den Buschwald kamen führte er mich zu einer Abkürzung. Hoch über uns zeigte sich eine Grotte im Felsen. Der Wald wurde dichter, wir fanden Tillandsien und einige Cereen, die dem Licht zustrebten. Kurz bevor wir uns von der Felswand abwendeten, zeigte Senor Manuel hinauf zur Felswand und da hingen sie die weißen Köpfe von N. scopa (Spreng.) N. Gerloff & J. Neduchal HU 1, dem ersten Notocactus, den ich je in meiner Sammlung hatte. Leider hingen die Pflanzen zu dieser Tageszeit total im Schatten und so weit entfernt, dass ich kein gutes Bild fotografieren konnte. Das Ehepaar JAEKEL hat in der Nähe eine Pflanze fotografiert, die aber nicht vollständig weiß bedornt ist, wie die Pflanzen in der Felswand.

Von hier aus waren wir schnell bei den Freunden, Norbert und Walter, die in der Zwischenzeit Steinkränze um die letzten Pflanzen von N. arachnitis gelegt hatten, um sie etwas vor Trittschäden zu schützen. An der Fazenda angekommen, mussten wir noch das Kakteenbeet unseres Führers bewundern und sämtliche Einrichtungen im und ums Haus besichtigen.
Die vielen Bilder im Album zeigten, dass seine Idee guten Anklang findet. Da denkt man, dass „sanfter Tourismus" eine neue europäische Idee ist und findet ihn an einem Ort praktiziert, wo man ihn wirklich nicht vermutet hätte. Auf jeden Fall haben hier die Kakteen eine schützende Hand gefunden, was uns ganz besonders gefreut hat.

Horst-H. Henßen, Wilhelm-von-Ketteler-Str. 28, 74564 Crailsheim, Deutschland
q-h.henssen@t-online.de

Last Modified:Summary

In his article the author talks about the so-called mysterious rocks, which are near the town of Segredo. Most visitors to this mysterious place are attracted by a big grotto, but we were looking for cacti. For this purpose we had to enter a well fenced fazenda, on the gate of which was hanging a sign saying „Turismo Rural". The owner, Senor Manuel, let us enter after we explained what we wanted. He told us that in the past many climbers used to come to the area and had destroyed a lot. Now he only allows people to visit the cliffs if accompanied by him, he offers guided tours in which he explains what there is to see, and rounds off his programme with a churrasco (barcecue grill) and also accommodation at his place, if required. During the ascent, the author found Frailea horstii F. Ritter still lightly shaded by bushes. After some more clambering he was able to photograph two large plants of N. arachnitis F. Ritter. Afterwards Senor Manuel showed him some reinforced iron behind a bush that had been bent to make foot holds and let into the rocks. There was even a rope. The author did not have to be asked twice and climbed up the smooth cliffs. At the top not only a magnificent view awaited him, but also Echinopsis oxygona Pfeiff. & Otto and at the edge of a hollow which had formed in the middle, N. langsdorffii fa. prolifer (F. Ritter) N. Gerloff. The longer they stood on the unprotected cliffs, the more unhappy the small plants seemed. However there were also enough viable plants to ensure they will be there to admire in the coming years. On the way back, Senor Manuel took a different route and we came to a cliff wall. There white heads of N. scopa (Spreng.) N. Gerloff & J. Neduchal HU 1 were hanging, the first Notocactus the author had in his collection.

Translation by Alan Butler

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