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Internoto Volume 30, no. 3, 2009

Kakteen der mittleren La-Plata-Küste Teil 3 Piriapolis
Gustavo Garabelli

Die Stadt Piriapolis wurde 1847 von Francisco PIRIA gegründet, der damit ein großes städtebauliches Projekt in 70 Kilometer Entfernung von Montevideo und 25 km von der Provinzhauptstadt Maldonado entfernt verwirklichte. Heute endet es am Pan de Azucar (Zuckerhut). Die Stadt ist voller historisch bedeutender Bauwerke und besitzt schöne Gassen, welche zum Promenieren geschaffen sind. Das kulturelle Leben der Stadt findet in den großen Hotels statt. Dort in den großen Hotels gibt es große Konzertsäle und im Hotel Argentino auch ein Spielcasino. In einem Gebäude in der Innenstadt, das den Namen Simbologias trägt, werden die hundertjährigen Zeugnisse von der Tätigkeit des Stadtgründers PIRIA als Alchemist ausgestellt. Die Alchemie war eine seiner zahlreichen Interessen. Ein Heimatmuseum findet der Tourist in Piriápolis Schloss am nordöstlichen Stadtrand. Piriápolis hat einen mehrfachen Reiz für die Touristen. Es besitzt schöne Strände, komfortable Hotels und genügend Ausflugziele, die man teilweise zu Fuß erreichen kann.

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Zuckerhut (Pan de Azucar) am nördlichen Stadtrand, den man 20 km weit sehen kann. Dieser 390 Meter hohe Granitberg wird besonders zur Osterzeit besucht. Zum Gipfelkreuz führt ein anstrengender Prozessionsweg, der keinerlei Schatten bietet. Heute ist dieser Berg nur noch sporadisch von Kakteen besiedelt. Die Pflanzen sind vor allem N. scopa (Spreng.) A. Berger ex Backeb. und N. erinaceus (Lem.) A- Berger ex Backeb.. Dort, wo unten der Pilgerweg beginnt, war für zwei Jahrzehnte ein kleiner Zoo, der jedoch inzwischen wegen Besuchermangels aufgegeben wurde. Noch heute bietet der Zuckerhut einen prächtigen Rundblick bis nach Punta del Este und zu den Bergen im Norden.
Auf allen Hügeln der Stadt Piriapolis findet man eine große Vielfalt von Kakteen. Der bekannteste und meist besuchte Hügel ist der Cerro del Ingles - der heute Cerro San Antonio genannt wird.
In diesem Hügel haben wir einen Brennpunkt der Kakteenvielfalt. Zwischen den Weiden und der Strauchvegetation in der frischen Seeluft erreichen die Vertreter der Gattung Notocactus eine große Vielfalt. Heute kann man mit der Seilbahn auf den 130 m hohen Cerro San Antonio fahren. Wir fahren die Straße hoch, die sich in Form eines Schneckengehäuses den Weg durch den Hügel schneidet. Als erstes sieht man zahlreiche Exemplare von N. ottonis (Lehmann) A. Berger ex Backeb., teilweise hängen Gruppen von den felsigen Bergabhängen herab. Als ich ein junger Mann war, gab es Stellen, die ganz grün von den Seite an Seite wachsenden Pflanzenkörpern gefärbt waren. Mit zunehmender Höhe gibt es mehr Exemplare von N. scopa und N. sellowii fa. fricii (Arechav.) N. Gerloff zu sehen. Sie sind fast immer im Schatten von Sträuchern zu finden. Es gibt Stellen, auf denen 5 oder 6 verschiedene Arten auf einem Quadratmeter anzutreffen sind.
Auf dem Gipfel vor dem Eingang zum Leuchtturm treffen wir an einer Stelle einige Exemplare von N. neoarechavaletae (K. Schum. ex Sreng.) Havlicek auf großen Platten und rohen Gesteinen zwischen Opuntien an. Es gibt hier keine Riesen zu sehen, sondern nur kleine Exemplare. Die Kleinheit der schon blühfähigen Pflanzen erhält die Population, denn spektakuläre Exemplare wären von den zahlreichen Besuchern längst mitgenommen worden. Wenn diese Kakteen auch für Leute sehr gefährlich sind, die in Sandalen laufen, ist ihre Tarnung fast perfekt und die meisten werden gar nicht entdeckt.
Etwas unterhalb des Gipfels des Hügels finden wir auf nach Norden gerichteten Steinplatten bis zu 8 oder 9 verschiedene Arten. N. mammulosus fa. erubescens in großartigen Exemplaren mit den roten Dornen konnte ich bei den letzten beiden Besuchen, 2004 mit Luis und Norbert und 2005 allein, nicht wieder antreffen. Diese Pflanzen wachsen in einer Zone nur 10 Meter entfernt vom öffentlichen Zugang, es ist also nichtverwunderlich, dass einige mit der Zeit mit den Besuchern verschwinden. Hier wird leider viel Müll in die Büsche geworfen. In den letzten Jahren haben wir auch eine Form von N. concinnus vergeblich gesucht, die in Europa als N. piriapolisensis n.n. in den Sammlungen verbreitet ist. Diese Suche ist sehr schwer, denn in der Natur sehen die Vertreter der Serie Setacei zum Teil ganz anders aus als in der Kultur. In dieser gipfelnahen Zone treffen die Exemplare von N. tabularis in vielen Exemplaren.

In der Literatur wie "NOTOCACTUS 5" lesen wir einiges über die Hügel der Stadt Piriapolis. Der Cerro del Toro ist mit 190 Metern der zweithöchste Hügel der Stadt Piriapolis. Dort wo man den Aufstieg von der Stadt kommend beginnt, steht ein bronzener Stier von 3000 kg Gewicht, der dem Hügel den Namen Stierberg gab.
FRIC hat hier N. neoarechavaletae (K. Schum. ex Speg.) Havlicek und Malacocarpus kovarikii gesammelt. Wir finden heute noch einige hundert Pflanzen von N. neoarechavaletae auf diesem Hügel und eine unzählbare Menge von N. erinaceus (Haworth) Krainz, von FRIC Malacocarpus kovarikii genannt. Es gibt ein Bild in einem tschechischen Buch, auf dem der Braumeister aus Montevideo Franticek KOVARIC neben den Pflanzen abgebildet ist, die nach ihm benannt wurden. Diese Pflanzen haben fast 20 cm Durchmesser.
So etwas kommt bei N. neoarechavaletae nicht vor.
Der Berg Cerro del Cristo - das ist bei A.V. FRIC der Christusberg - ist ein Hügel nahe des Schlosses des Herrn PIRIA "El Castillo de Piria". Der Stadtgründer PIRIA stellte diese Christusstatue auf, damit seine Felder beschützt werden. Es hatte ein Jahr zuvor einen Angriff zahlreicher Hummer auf seine Getreidespeicher abgewehrt werden können. Dieser Berg ist nur noch von Norden her zu erklimmen. Man muss eine Zone der Aufforstung durchwandern und findet dann in den steinigen Weiden alle die Pflanzen, die in dieser Gegend wachsen. Leider sind diese beiden hügeligen Zonen heute in Parzellen aufgeteilt, um die begehrten Stücke zu verkaufen und darauf Wohnungen zu errichten. Als J. NEDUCHAL und N. GERLOFF im Jahre 1997 diese Hügel passierten, gab es nur vereinzelte Häuser dort. Heute sind die an die Stadtbebauung angrenzenden Gebiete vollständig bebaut.
Und trotzdem wundert mich die Tatsache, dass man 100 Jahre nach A.V. FRIC und 65 Jahre nach Cornelius OSTEN noch immer die meisten Kakteen in der Stadt finden kann. Immer wieder sind sie auf ungenutzten Parzellen oder Müllplätzen erhalten geblieben.
N. concinnus (Monv.) A. Berger ex Backetb., befindet sich in kleinen Exemplaren in kleinerer Quantität noch immerauf den Weiden. Zwischen Steinen findet man noch immer den großartigen N. mammulosus (Lem.) A. Berger ex Backeb. mit seinen roten und glänzenden Dornen. Sehr oft, aber nicht in großen Mengen, findet man die kleinen weißen Kügelchen der Frailea pygmaea var. dadakii (Fric ex A. Berger) Backeb. und an anderen Stellen eines der hübschesten Gymnos meiner Heimat - das G. hyptiacanthum var. netrelianum M. Meregalli. Das Gymno ist bei den Spezialisten dieser Gattung sehr beliebt, denn die Blütenfarbe variiert etwas. Vor dreißig Jahren gab es Stellen, die ganz dicht mit dieser Art bedeckt waren. Die Sammler aus Argentinien haben den Pflanzenbestand plündern, aber noch nicht ausrotten, können. An versteckten Plätzen kann man es heute noch entdecken.

F. pygmaea var. dadakii
Frailea pygmaea var. dadakii

Schlussbemerkung
Wenn die Leser es wünschen, werde ich diese Berichte fortsetzen. Ich kann noch berichten vom Cerro Mosquito und von zwei Lagunen im Norden. Besonders zur Grenze Brasiliens hin gibt es noch teilweise neue Pflanzen vorzustellen. Für alle Teile meines Berichtes will ich mich bei anderen Besuchern der Standorte aus Brasilien und Europa bedanken, die mir ihre digitalen Aufnahmen zur Verfügung gestellt haben, Ferner danke ich Norbert, der vor 10 Jahren einige der hier erwähnten Pflanzen in Kultur nehmen und fotografieren konnte, für Literaturkopien und Rat. Er hat auch meine spanische Texte übersetzt. Mit mir können sie auf Spanisch oder Englisch in Verbindung treten.

mleindek@gmail.com

Summary
In the last part of his series about the plants on the La Plata coast, Gustavo GARABELLI talks about the plants growing in and around Piriapolis. He looks for the hills Pan de Acucar, Cerro del Toro, Cerro San Antonio and Cerro Christo to find the plants found by A.V FRIC 100 years ago and which were documented in NOTOCACTUS 5. The Cerro Pan de Acucar is today almost devoid of cacti, serving as a pilgrim's way to the cross at the summit. The Cerro del Toro and Cerro Christo are today partly built on with houses and are part of the town. The most plant species can still be found today on the Cerro San Antonio. These are N. scopa (Spreng.) A. Berger ex Backeb., N. erinaceus (Lem.) Krainz, N. sellowii fa. fricii (Arechav.) N. Gerloff, N. neoarechaveletae (K. Schum. ex Speg.) Havlicek, N. ottonis (Lehm.) A. Berger ex Backeb., N. concinnus var. caespitosus (Speg.) N. Gerloff, N. mammulosus (Lem.) A. Berger ex Backeb. and N. mammulosus fa. floricomus (Arechav.) N. Gerloff & J. Neduchal and N.tabularis (Cels ex K. Schum.) A. Berger ex Backeb.. Some of the plants found there before are no longer to be seen such as N. erubescens M. Marchesii and N. piriapolisensis n.n..

Translation by Alan Butler

Literatur
GERLOFF, N. & NEDUCHAL, J. (2004); Taxonomische Neubearbeitung der Gattung Notocactus Fric, Internoto 25 (2), 1-130
NEDUCHAL, J. (1985): Brief eines Wigginsien-Liebhabers, Beilage zu INTERNOTO Sonderausgabe Notocactus 5
OSTEN, C. (1941): Notas Sobre Cactaceas . Montevideo, 1941
PRAUSER, Wolfgang (2007): Erstbeschreibung Notocactus tabularis (Cels ex K. Schumann) Berger ex Backeberg var. setispinus Prauser var. nov.; Internoto 28 (2) 25, 27- 32
PRAUSER, Wolfgang (2007):: Noch einmal Notocactus tabularis (Cels ex K. Schumann) Berger ex Backeberg var. setispinus Prauser, Internoto 28 (4), 89
THEUNISSEN. J. (Hrsgb.): Notocactus 5, Entdeckungen neuer Kakteenarten von A.V. Fric, übersetzt von Kurt G. Kreuzinger, 1985

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