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Internoto 32:1, pages 25-30
Notocactus rudibuenekeri var. glomeratus N. Gerloff
Angela und Frederico Jaekel Seit sieben oder acht Jahren verbringen wir viele Wochenenden in der Gegend zwischen Minas do Camaquã und Santana da Boa Vista. Unser Stützpunkt ist die Farm von Vera & Valter URRUTH de OLIVEIRA, die ich Ihnen teilweise schon vor fünf Jahren in der ersten Folge dieser Reihe vorgestellt habe. Eine Besonderheit der Notokakteen dieser Gegend ist die Tatsache, dass es hier keinen Vertreter der Untergattung Neonotocactus gibt, sondern alle Pflanzen ihre Blüten am Vormittag oder zur Mittagszeit öffnen. Wenn wir von Pelotas kommend gegen 10 Uhr dort eintreffen, laden wir schnell den Wagen aus und streifen erst einmal in den Sonnenstunden des Tages mit den Fotoapparaten durch das Gelände. Ein Leser der Zeitschrift und I ein Gestalter der Homepages I haben nach scharfen Fotos von N. neobuenekeri F. Ritter und N. rudibuenekeri var. glomeratus N. Gerloff gefragt. Beide hatten erfolglos in der INTERNOTO-Diathek und auf den ersten CDs danach gesucht. Norbert konnte auch nicht weiterhelfen, obwohl er neben unseren Bildern noch 200 weitere Aufnahmen von anderen Reisenden auf seinem Computer hat. Norbert hat uns mal gesagt: Von 100 Aufnahmen dieser gruppenbildenden Arten aus der Natur sind 90 unscharf und kein einziges Bild mit Blüten ist für die Zeitschrift zu verwenden. Das liegt teilweise an der Automatik der modernen Digitalfotoapparate. Der Autofocus stellt sich entweder auf die Blüte oder die Dornen der Pflanzen ein - jeweils der andere Teil ist unscharf - out of Focus. Die Erstbeschreibung durch Friedrich RITTER bringt uns auch nicht weiter. Wir bekamen den Auftrag, die Pflanzen ganz gezielt zu fotografieren. Über die Ergebnisse werden wir in ein paar Monaten berichten. Siehe auch den Hinweis von Walter EIBL auf unsere Mediathek. Die Landschaft um Valters & Veras Haus besteht aus kahlen Tafelbergen und flachen Weiden mit Büschen und Bäumen. Jeder einheimische Notocactus hat seine eigene Nische. Es gibt Pflanzen auf der Hochfläche (N. neohorstii (Ritter) Theun. und N. arachnitis fa. darilhoensis (N. Gerloff) N. Gerloff & Neduchal), an den Kanten der Pultberge gibt es andere Pflanzen wie G. horstii Buining und N. rudibuenekeri var. glomeratus N. Gerloff und in den schattigen Bereichen der Weiden findet man die Vertreter der dritten Gruppe, zu denen N. ottonis (Lehm.) A. Berger ex Backeb., Frailea gracillima (Lem.) Br. & R. gehören. Um N. rudibuenekeri var. glomeratus fotografieren zu können, müssen wir in die Nähe der Kanten der Berge gehen. Dort wachsen die Pflanzen in Schutzlage unter stechenden Dyckias oder unter Felsvorsprüngen, Weder können von oben Ziegen oder Schafe an die Pflanzen gelangen noch schaffen sie das von unten. Ich weiß von Norbert, dass er solche Stellen mit seinem defekten Bein nicht erreichen kann. So musste ihm Ary Delmo NILSON die Typus-Pflanzen für N. rudibuenekeri var. glomeratus Gf 184 im Jahre 1991 von der gefährlichen Stelle am Berg des Onkels Darilho URRUTH holen. Die Pflanzen erreichen Gruppen von bis zu 40 cm Durchmesser mit annähernd 50 Köpfen. Die Köpfe werden maximal 7 cm breit und über 10 cm lang. Die Farbe der Mitteldornen geht von rein weiß bis zu bräunlich. Manchmal findet man zu Füßen der Kanten heruntergefallene Triebe, die wieder anwachsen und nach einer gewissen Zeit frisch ausschlagen. Blüten sieht man nur an Tagen mit großer Hitze. Man kann nur in Fotografierabstand gelangen, wenn die Steine trocken sind - bei nassem Wetter ist es zu gefährlich. Die Blüten sind in allen Teilen gelb und verhältnismäßig klein, denn die breitesten Blüten erreichen 3 cm. Die Knospen sind ganz hell und damit andersartig als bei den Formen von N. scopa (Spreng.) N. Gerloff & Neduchal. Die Körper der Pflanzen werden nur um 7 cm breit, aber ein Vielfaches so lang. Es gibt Gruppen, die rein weiße Dornen tragen. Aber wir haben auch Individuen mit braunen Mitteldornen von 1,5 cm Länge gesehen. Am späten Nachmittag treffen wir uns wieder mit Vera und Valter rund um das Haus und bereiten dort einen Churrasco vor. Das ist die Zeit einen Chimarrão zu trinken. Man denkt immer, dass so eine weit verbreitete Tradition sehr alt ist, doch man irrt. Heinrich Wilhelm SCHÜÜR kam als 16 jähriger im Jahre 1924 nach Brasilien, wo er bis zum 2. Weltkrieg in der Umgebung von Santo Angelo eine Fabrikation von Matetee aufbaute. Heute gibt es 3 Zentren der Teefabrikation - alle liegen im Süden von Rio Grande do Sul. Das Trinkgefäß, die Cuia, ist eine Kalebassenfrucht. Diese Frucht eignet sich ganz hervorragend für den Chimarrão. In den argentinischen Gaúcho-Gebieten nennt man das Gefäß auch „Mate". Chimarrão ist nicht nur einfach ein Getränk, er ist vielmehr eine Tradition. Ob bitter oder süß, das ist Geschmackssache und die meisten Gaúchos trinken den herben, also bitteren Mate und meinen das süße Zeug sei was für Mädchen. Die Bomba ist eine Art Trinkhalmersatz, damit wird der Chimarrão vom Grunde der Cuia geschlürft. Die Bombas sind meistens aus Metall und haben oben ein Mundstück wie eine Pfeife und unten im Sud ein kleines Sieb, damit das Trinkröhrchen nicht verstopft. Das Wasser muss wirklich heiß, aber nicht kochend in die Cuia kommen, bei etwa 85°C. Wir füllen etwa 3/4 der Cuia mit dem Mate-Tee, dann klopft man die Cuia seitlich, bis der Tee sich etwas verfestigt hat. In die kleine Öffnung kommt gleich die Bomba hinein. Sie soll ganz unten auf dem Boden der Cuia ruhen. Jetzt die Cuia vorsichtig in ihre aufrechte Position bringen. Das Wasser nicht bis auf gleiche Höhe mit dem Mate auffüllen, sondern es soll ein Stück darunter bleibt. Oben soll der Mate trocken bleiben. Nun muss man alles eine Zeit ziehen lassen. Beim Chimarrão sagt man eine bis eineinhalb Minuten. Das heiße Wasser zieht so gut in den Mate ein. Das ist nur beim ersten Füllen mit Wasser nötig. Den Chimarrão trinkt man leer und füllt gleich wieder mit heißem Wasser aus der Thermoskanne auf. Meist geht die Cuia reihum und zum Beweis, dass man wirklich allen Chimarrão getrunken hat, zeigt der letzte in der Runde, durch die gurgelnde Geräusche, die erzeugt werden, wenn nichts mehr in der Cuia ist. Die Cuia ist leer und kann gefüllt werden. Vergessen Sie alle Gerüchte, dass der Mate eine starke Droge sei. Er ist nicht wirkungsvoller als Tee oder Kaffee bei Ihnen - bei uns ist den Chimarrão teilen eine soziale Handlung. Auf dem Bild auf der vorherigen Seite sehen Sie Vera und Angela vor ihrem Haus sitzen. Die große brasilianische Cuia ist in der Hand von Angela. Die blonde junge Dame ist eine Argentinierin, die in der Nähe von Punte del Este auf einer Terrasse sitzt. Sie hat die kleine Mate in der Hand (Bild oben). In der nächsten Folge unsere Reihe stellen wir wieder Pflanzen und eines unserer Tiere unserer Heimat vor. Angela und Frederico Jaekel, frederico_jaekel@terra.com.br Summary The husband and wife team, Angela and Frederico JAEKEL, send this report from the farm of their friends, Vera and Valter URRUTH de OLIVEIRA, at Santana da Boa Vista. To take pictures of N. rudibuenekeri var. glomeratus N. Gerloff, they had to go to the cliff-edges of the table mountains. It is dangerous work, but this Notocactus grows only there. The plants reach a diameter of about 7 cm and several times as long. Groups of 30 to 70 heads develop. The spines can be pure white or can have brown central spines. All parts of the flowers are yellow - including the stigma. The flowers are only 3 cm across. Usually Angela & Frederico introduce a local animal, but this time they show the readers the Brazilian Chimarrão. Mate tea taken in the Cuia, a drinking vessel, is no strong drug. It is no stronger han tea or coffee for them. For the Gauchos, sharing the Chimarrão is a social event. Translation by Alan Butler Literatur JAEKEL, Angela & Frederico (2006): Cumprimentos de foto do pampa 4, Internoto 4, 27 (4) 69-72 GERLOFF, Norbert (1991): N. rudibuenekeri (Abraham) var. glomeratus, Internoto 12 (1), 3-10 |