Internoto Volume 34, no. 3, 2013
Notocactus megalanthus ist doch eine selbständige Art
Gustavo Garabelli
Der Cerro Mosquito ist ein steiniger Höhenzug nördlich der Ruta 8 am Kilometer 57. Der Hügel dient nach wie vor als Weide, in der Nähe der Straße wurden die flachen Weiden schon vor zehn Jahren mit Pinien aufgeforstet. Auf dem Hügel gibt es fast keine Bäume oder Sträucher als Schattenspender. Entlang der Weidezäune und an den kleinen Bächen sind mannshohe Sträucher hochgekommen.
Die Gegend ist Heimat folgender Kakteen:
N. megalanthus H. Schlosser & A. J. Brederoo, N. concinnus (Mon.) A. Berger ex Backeb., N. mammulosus (Lern.) A. Berger ex Backeb. mit gelben und mit braunroten Dornen, Wigginsia arechavaletae (K. Schum.) D. M. Porter, N. erinaceus 1a. corynodes (Otto ex Pfeift.) N. Gerloff, N. turbinatus (Arechav.) Krainz, Gymnocalycium hyptiacanthum (Lern.) Br. & R., Frailea phaeodisca Speg. und F. pygmaea (Speg.) Br. & R..
Bei meinen ersten zwei Besuchen mit Norbert und Luis ging es uns vorrangig um den Fundplatz von N. megalanthus. Wir hatten Kenntnisse aus der Beschreibung der Art und von zwei Freunden, die Jahre zuvor diese Art am Standort dokumentiert haben. Denen war es Jahre zuvor wie uns ergangen: Nach langer vergeblicher Suche auf dem Hügel standen die gesuchten
Pflanzen vor dem Hügel neben dem Auto unter dem Zaun.
Mit der Aussage Hugo SCHLOSSERS, dass er zunächst einen N. concinnus (Monv.) A. Berger ex Backeb. in seinem N. megalanthus H. Schlosser &A. J. Brederoo gesehen habe, haben wir nichts anfangen können, zumal der hier wachsende N. concinnus ein leicht zu erkennender Vertreter dieser Art ist. Diese Art kommt mit normaler Blütengröße GG 153 und dann auch noch mit enorm großer Blüte GG 155 vor. Es gibt von dem braundornigen N. coninnus zwei Feldnummern anderer Sammler, WD53 und Gf 1252!
N. megalanthus hat mit N. concinnus gemeinsam den schattigen Standplatz. Norbert hatte 2003 fast eine Stunde auf dem steinigen Hügel verbracht, wo aber fast nur verschiedene Malacocarpen und N. mammulosus zu finden waren. Luis WOLMAN und ich hatten uns unterdessen auf der anderen Seite auf flachen Steinfeldern in der Nähe eines Baches aufgehalten. Hier gab es eine beachtliche Anzahl von sehr dornigen Notokakteen, die alle mehr als 10 cm breit waren. Bei diesem Besuch haben wir den gelbdornigen N. mammulosus Gf 2205 für N. megalanthus gehalten. Wir haben damals nur erwachsene Pflanzen finden können - keine Sämlinge. Eine Aussaat von Standortsamen bei einem Freund hat belegt, dass es doch ein typischer N. mammulosus ist. Es gab an diesem Platz nur große Pflanzen mit mehr als 10 cm Durchmesser zu sehen. Es schien uns damals nicht alles geklärt zu sein. Hatten wir 2003 den N. mammulosus var. megalanthus (Schlosser & Bredero) Gerloff & Neduchal gesehen oder nicht?
Im Jahre 2009 entdeckte ich fast unter dem Zaun einige kleinere Pflanzen von N. megalanthus. Sie waren so wie wir es von SCHLOSSERS Pflanzen her kannten. Leider war Norberts Fotoapparat wenige Stunden zuvor mal wieder ausgefallen und ich selbst hatte keinen Apparat dabei. Wieder war die Fotoausbeute dieses Tages gleich Null. Wir nahmen nur eine Frucht von Gf 2204 und GF 2205 mit, die Norbert wenige Wochen später in Ludwigsburg ausgesät hat. Von Gf 2204 hat er 22 Sämlinge bekommen, von Gf 2205 ist leider nichts aufgelaufen. W.R. ABRAHAM überließ im Jahre 2012 Norbert 2 Sämlinge von S 163 zum Vergleich seiner eigenen Aussaat von 2009. Der Name N. megalanthus erwies sich als richtig für die Feldnummer Gf 2204. Norbert hat mir zum Beweis die digitalen Bilder geschickt.
Im September und November 2012 habe ich zweimal Möglichkeiten gehabt, den Fundort zu besuchen und Pflanzen in meine Kultur zu bringen. Ich wurde 150 m von unserem alten Platz aus dem Jahre 2003 und 2009 auf der anderen Seite des Weges fündig. Die Situation war gleich: Ein schattiger Platz unter Büschen am Zaun. Dort habe ich die Knospen- und Blütenbilder für INTERNOTO gemacht. N. megalanthus hat immer sehr helle Knospen, die Blüten öffnen zur Mittagszeit. Die Staubfäden sind auf der Röhrenwand bis zu einer Höhe von 70 Prozent inseriert. Die Blüten sind bis 9 cm breit. Siehe Foto Blütenschnitt von S 163.
N. mammulosus vom Cerro Mosquito wächst dagegen im sonnigem Stand, die Dornen sind viel kräftiger. Die Knospen sind braun. Die Blüten öffnen erst am Nachmittag gegen 15 Uhr. Sie sind nur bis 5 cm breit. Die Staubfäden sind als enger Ring um den Griffel organisiert. Pflanzenkörper können bis 14 cm breit sein.
Am Kilometer 55 der Ruta 8 ist ein Habitat auf kleinen Felsplatten an der Nordseite jetzt ganz durch Eukalyptusbäume zerstört worden.Wir haben 2003 hier einige Wigginsien gefunden, ein einzelnes Exemplar von Frailea phaeodisca (Speg.) Speg. und einige N. mammulosus mit rotbraunen Dornen. Einige N. concinnus sind auch noch zu finden. Wenn man 200 Meter bis 300 Meter tief in den Eukalyptus läuft, dann kann man N. concinnus (GG 155) mit sehr großen Blüten finden. Hier fanden wir auch je eine Kammform von dem rotbraunen N.mammulosusund Gymnocalycium hyptiacanthum Lern..
Schlussfolgerung
Ich schätze Norberts Meinung sehr und profitiere meist von seinem Wssen, in Bezug auf N. megalanthus habe ich mir eine andere Meinung gebildet. Grundlage dafür sind 5 oder 6 Besuche am Fundort und Beobachtungen der Pflanzen meiner Kultur.
Seit 2009 war ich für Norbert gleich dreimal am Fundort, um für ihn etwas zu klären. Norbert wird das Ergebnis meiner Recherche auf der Homepage www.notocactus.eu berichten. Für mich ist ganz klar, dass Norbert und Jozka irren, diese Art dem N. mammulosus zuzuordnen. Wenn diese beide Sippen so wie gesehen durcheinander wachsen - dann sind es eigenständige Arten. Obwohl N. mammulosus einen sonnigen Stand bevorzugt und erst am Nachmittag aufblüht, berühren sich einzelne Exemplare mit den Vertretern von N. megalanthus, der gewöhnlich einen schattigen Pflanze bevorzugt. Durch die unterschiedlichen Knospen und Blütenstrukturen und differierende Blütenöffnungszeiten wird belegt, dass es zwei selbständige Arten sind. Übergänge haben wir nicht gefunden.
Ich danke meinen Freunden Luis WOLMAN und Norbert GERLOFF für das Bildmaterial und einige Sämlinge.
Gustavo Garabelli, gustavo.qarabelli@gmail.com
Summary
Gustavo GARABELLI reports on his Visits to the Cerro Mosquito over the last 10 years and the plants found there. Although N. mammulosus (Lern.) A. Berger ex Backeb. prefers a sunny position and flowers in the afternoon, some specimens match N. megalanthus H. Schlosser & A. J. Brederoo, that prefers shade. The different buds and different opening times of the flowers indicate that they are two separate species.
Translation by Alan Butler
Die Aufsammlung der Pflanzen vom Cerro Mosquito:
N. megalanthus GG 45, Gf 1249, Gf 2204
N. concinnus GG155, GG 242, WD 153, Gf 1252
N. mammulosus GG 153, GG 372 Gf 1250, Gf 2205
Wigginsia arechavaletae GG 244
N. erinaceus fa. Corynodes Gf 1253, Gf 1246
N. turbinatus Gf1248
G. hyptiacanthum GG 111, Gf 1254
Frailea phaeodisca GG 371, Gf 1251
F. pygmaea GG 151, Gf 2206
Frailea phaeodisca